Deutscher Meister 1952 |
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Der Triumph der Jugend
Da konnte man den Worten des ersten Vorsitzenden Cuno Pursch nur zustimmen:
Doch von Anfang an: Favorit waren auch in der Saison 1951/52 die Preussen. Mit zwei Minuspunkten in der Tabelle reisten sie am 04.01.1952 zum direkten Konkurrenten nach Garmisch-Partenkirchen um gegen den SC Riessersee anzutreten. Es wurde ein schicksalhaftes Spiel im Olympia-Stadion, an dessen Ende die Preussen keine spielfähige Mannschaft für den Rest der Saison stellen konnten. Mitte zweites Drittel stand es 1:5, was den Gästen überhaupt nicht gefiel. Aufgehetzt vom Olympiatrainer Franz Kreisel fingen seine Spieler wie die wahnsinnigen an zu prügeln, an dessen Ende das Garmischer Krankenhaus Überstunden machen musste. Die Zuschauer sahen unglaubliche Fouls und kaum Strafen. Die Schiedsrichter sahen tatenlos zu, gaben den 6:5 Siegtreffer nach dem Schlusspfiff. Das Ergebnis des Abends waren drei Schwerverletzte: Lulle Johannson ( musste im Krankenhaus bleiben - seine Eltern reisten extra an ), Weide und Brandenburg, sowie einige arg verletzte Spieler: Nieder, Wackers und Schibukat. Der Obmann der Preussen machte sich sofort auf den Weg nach Garmisch. Es wurde Strafanzeige gestellt, da es genug Zeugen gab, die den Aufruf "Aufhetzung zur Spielerverletzung" bezeugen können. Auch wenn später aufgrund telegrafischen Protests seitens der Krefelder das Ergebnis auf 5:5 korrigiert wurde ( daraufhin legte Riessersee Protest ein - zog ihn aber später zurück ), so blieb doch ein fader Beigeschmack - ein schwarzer Freitag.
Auszug aus der Rheinischen Post vom 07.01.1952
Zwei Tage später, sonntagabends am 06.01.1952 trat der KEV ebenfalls gegen den SC Riessersee an. 8.000 Zuschauer verfolgten einen 7:5 ( 0:4, 5:1, 2:0 ) Sieg für die Krefelder Jungs im Olympia-Stadion. Ausgerechnet der Ex-Garmischer Schmiedinger / Schmidinger erzielte drei Treffer ( die anderen schossen Münstermann, Pescher und Konecki ). Am Ende konnte man es nicht glauben: Hatte man doch den ärgsten Konkurrenten aus Krefeld außer Gefecht gesetzt, war es "auf einmal" der KEV, der punktgleich mit dem SCR die Tabelle anführte - und es zu einem Entscheidungsspiel um die deutsche Meisterschaft kam. Einen Tag vor dem ersehnten Spiel am Mittwoch, den 12.03.1952 ging es für die Mannschaft mit dem Zug bereits Richtung Mannheim, wo das Spiel abends stattfinden sollte. Nur Heinz Dohr kam mit seinem Vater nach gefahren - erst Abiturprüfung, dann Eishockey. ;o) Untergebracht war man gemeinsam mit dem SCR Riessersee im Kurparkhotel in Bad Dürkheim. Einen ersten Eindruck vom Eis bekam der KEV bei einem Training am Abend. Bevor es am nächsten Tag ernst wurde, ging es gemeinsam mit der Mannschaft aus Garmisch-Partenkirchen mit dem Bus zum Empfang der Stadt Mannheim. Dort erhielten alle Spieler als Andenken einen Schmuckteller überreicht. Dann war es soweit. 9.000 bis 10.000 Zuschauer, unter Ihnen ca. 200 mitgereiste Schlachtenbummler ( per Bus oder Bahn: Die Hin- und Rückfahrt mit dem Sonderzug kostete DM 22,30 ) und der Krefelder Stadionsprecher, Willi Hesse, am Mikrofon, konnten es kaum erwarten. Hatte man zuvor noch Bedenken wegen dem Eis, war es überraschend gut. Kurz vor acht Uhr überreichte Fritz Walter an Ulli Jansen einen Blumenstrauß, Karli Wild bekam seinen von Gustav Jaenecke. Die Geduld wurde einen Moment auf die Probe gestellt, das Netz musste geflickt werden. Dann ging es los. Es wurde ein faires und spannendes Spiel - 2:2, 1:1, 3:1. Konecki mit dem 1:0 für Krefeld, Ausgleich 1:1 durch Lang I und Führung 2:1 für Riessersee, geschossen von Poitsch, doch der Ausgleich 2:2 gelingt noch im ersten Drittel durch Schmiedinger / Schmidinger. Im zweiten Drittel wieder Schmiedinger / Schmidinger - 3:2, doch Biersack gleicht ebenfalls wieder 3:3 aus. Der KEV legt im letzten Drittel durch Münstermann mit 4:3 vor, doch wieder netzt Poitsch zum Ausgleich ein. Zehn Minuten vor Schluss steht es 4:4. Die Erleichterung ist groß, als Pescher den KEV mit 5:4 in Führung bringt und die Freude kennt keine Grenzen, als Schmiedinger / Schmidinger den Endstand von 6:4 markiert.
Sekunden nach dem Schlusspfiff wurde das Eis gestürmt. Willi Münstermann und Cuno Pursch voran. Die Sieger erhalten vom Deutschen Eishockey Verband einen goldenen Lorbeerkranz, der süddeutsche Rundfunk sammelte Interviews. Laut Zeitung stand um 22.02 Uhr der neue Meister fest. Viele Sportsleute, auch aus anderen Disziplinen, Freunde des Eissports und Neugierige: Waren es zu Beginn um die tausend Menschen, die einen Tag später um kurz nach 18 Uhr am Krefelder Hauptbahnhof auf die Mannschaft wartete, so waren es wohl später viel mehr. Der Oberbürgermeister und andere Offizielle, ein Mikrofon, die Jugendspieler mit Fahnen und Blumen standen bereit und aus einem Lausprecherwagen tönte Musik. Unter großem Jubel kamen die neuen deutschen Meister um ca. 18:30 Uhr in Krefeld an. Vorne am Bus der goldene Kranz vom DEV. Herrschte zuvor noch umsichtige Ordnung, drängten nun alle nach vorne, die Mannschaft vermochte kaum auszusteigen. Nach einer feierlichen Begrüßung ging es in einer Triumphfahrt über den Ostwall und der Rheinstraße bis zum Krefelder Hof, Ecke Ostwall und St. Anton-Straße. Mannschaft, Vorstand, Mitglieder, Freunde und Eltern erlebten eine schöne und harmonische Feierstunde. Herausgehoben wurde der warm empfundene Dank an die Eltern. Am Samstag, den 05.04.1952 gab es eine große Meisterfeier, ebenfalls im Krefelder Hof. Die KEV-Familie, Freunde des Vereins und Ehrengäste trafen sich zu einem offiziellem und inoffiziellem Programm. Doch nicht nur die fairste Mannschaft wurde mit Meisterschaftsauszeichnungen und Ehrengaben ( DEV goldene Meisternadeln / Ehrennadeln und Mannschaftsbildern ) gefeiert, auch die Erfolge der anderen Abteilungen wurde gewürdigt. Nach ehrenvollen Reden und dem Dank an Willi Münstermann - dem Vater des Erfolges – gab es noch Musik und Tanz.
Auszug aus der Zeitung, welche und wann leider unbekannt:
Bernhard Peltzer, Ulrich Eckstein und Hans-Georg Pescher bildeten den legendären PEP-Sturm. Ausflüge im eigenen Klepperboot ( erkennbar an den Schweden-Fähnchen, die in Stockholm gekauft wurden ) oder auf dem Roller, waren ausser Basketball und Training im Münstermannschen Kühlhaus beliebte gemeinsame Aktivitäten. Im Jahr 1952 gründeten die Meisterspieler den Kegelverein "Pav drop“ ( siehe Navigation links ), der bis ins Jahr 2024 Bestand hatte. Erst mit dem Tod des Meisterspielers Schorsch Pescher einigte man sich, den Verein aufzulösen. Eine unglaubliche Kameradschaft. KEV-Feste = Familienfeste.
Originalbericht vom 13. März 1952 / Verfasser: H. Schneekloth Zum ersten Male Eishockey-Meister: EV Krefeld
Die elanvoller spielenden "Münstermann-Buben" hatten Glück und - die bessere Kondition Das Entscheidungsspiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft gestern abend im Mannheimer Eisstadion war eine heiße, spannungsgeladene "Schlacht", die die jungen Talente um den großen Könner Schmiedinger aus Krefeld nicht unverdient gegen die erfahrenen Routiniers des SC Rießersee gewannen. Es war ein Sieg der elanvoller spielenden Jugend, die in den entscheidenden Minuten des Treffens über die bessere Kondition verfügte. Getragen wurde das Spiel des neuen Meisters in erster Linie von dem glänzenden ersten Sturm Scholten, Schmiedinger und Konecki, sowie den Verteidigern Guttowski und Bierschel. Die überragenden Kräfte bei Altmeister Rießersee waren Karlie Wild, Tonie Biersack und die beiden Sturmführer Poltsch und Stern. Das Gesamtniveau des Spiels stand, wie dies bei Meisterschaftskämpfen oft der Fall ist, nicht auf überragender und völlig überzeugender Stufe. Rund 9000 erwartungsfrohe Zuschauer, unter ihnen die Spitzen des Bayerischen, des Nordrhein-Westfälischen und des Deutschen Eislauf-Verbandes, und ein spiegelglattes Eisparkett, das allerdings durch den miteingefrorenen BASF-Ruß ein klein wenig stumpf war - das war der Rahmen dieses Endspiels um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft. Auf den Rängen sah man, während sich die Teams einspielten, einige hundert "Leuteln" mit Rasierpinsel am grünen "Jagerhut", sowie einige hundert unverfälschten "kölschen" Dialekt sprechende Schlachtenbummler. Nachdem Fußball-Idol Fritz Walter und Eishockey Alt-Internationaler "Justaf" Jänicke, den Mannschaften Begrüßungs-Blumensträuße überreicht hatten, stellten sie sich in den angekündigten Besetzungen Schiedsrichter Leineweber (Füssen) und Tschaeppeler (Köln). Erstes Drittel unentschieden Nach vorsichtigem Abtasten trug Alt-Internationaler Schmiedinger, der Führer des ersten Krefelder Sturmes, dem ersten gefährlichen Angriff vor. Im nächsten Anlauf wird der Schuß abgewehrt, Nachschuß Konecki: 1:0. Rießersee zieht jetzt an. Biersack stürmt aus der Verteidigung mit, aber seine und Sterns Fernschüsse klärt National-Torhüter Jansen mit Bravour. Immer wieder trägt der erste, großartig operierende KEV-Sturm seine Angriffe vor. Mit langen Schritten laufen sie ein und entfalten dann im gegnerischen Drittel blitzschnell ihre einfallsreichen, verwirrenden Kombinationen. Während der zweite, schwächere Sturm des KEV auf dem Eis steht, gelingt Biersack ein Alleingang. In letzter Sekunde setzt er Lang I (??? - hier fehlt ein Teil ) Und schon eine Minute später ist Torjäger Poitsch instinktsicher zur Stelle, um eine Biersack-Vorlage mit überlegenem Schuß zum 2:1 für die Bayern zu verwerten. Leerlauf im Spiel... Dann aber fängt sich der KEV wieder und es ist Konecki, der nach herrlichen Kampfszenen vor dem Bayern-Tor, vor dem Karli Wild und Toni Biersack wie Felsen in der Brandung stehen, das 2:2, das das Kräfteverhältnis des ersten Drittels gerecht ausdrückt, einschießen kann. Zweites Drittel ebenfalls Remis Nach verteiltem Spiel gelangen den Blau-Weißen drei gefährliche Angriffsaktionen, bei deren abschließenden Torschüssen Torhüter Jansen - obwohl er nicht immer ganz sicher wirkte - erneut sein Talent unter Beweis stellen konnte. Beim KEV zeichneten sich nun Verteidiger Bierschel und Gutkowski aus, die mitstürmten. Einen herrlichen Bierschel-Paß konnte Schmiedinger aufnehmen. Hart bedrängt, schoß er an dem sichtbehinderten Alt-Internationalen Hoffmann vorbei, unhaltbar zum 3:2 ein. Ein Alleingang Biersack - der übrigens fast nie ausgewechselt wurde und dem gesamten Treffen phasenweise eindeutig den Stempel seiner Spielerpersönlichkeit aufdrückte - ein Alleingang dieses verhinderten Oslo-Fahrers, brachte den erneuten Ausgleich. Das Spiel flaute gegen Ende des zweiten Drittels ein wenig ab. Entscheidung im 3. Drittel Nervöser als zu Beginn des Spiels gingen die Akteure in das letzte, entscheidende Drittel. Würde es eine Verlängerung geben? Es sah nicht so aus, als Münstermannim Alleingang das vielumjubelte 4:3 für den KEV schoß. Aber wenig später gelang es Poitsch und Endreß gemeinsam über den liegenden Jansen hinweg den Ausgleichstreffer ins Krefelder Netz zu schaufeln. Wilde Angriffsaktionen und Kampfgetümmel vor beiden Toren folgtem dem 4:4. Das Stadion glich nun einem Hexenkessel. "Rießersee, Rießersee!" tönte es vieltausendstimmig auf, und "Krefeld! Krefeld!" kam das Echo verstärkt zurück. Das ganz große Teamwork fehlte nun fast völlig. Beide Mannschaften wollten in gewaltsamen Einzeldurchbrüchen den Sieg erzwingen. Die noch harmonischer wirkenden Krefelder waren die Glücklicheren und in dieser entscheidenden Spielphase auch die Überlegenen. Pescher erwischte einen Gutkowski-Paß, umspielte Tormann Hoffmann und schoß das 5:4. Und wenig später war es erneut Schmiedinger, der - während sich Kanone Biersack verletzt und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Eis wälzte - die jungen Krefelder 6:4 in Führung brachte. Die letzten Minuten standen eindeutig im Zeichen des KEV. Einen gegen Rießersee verhängten Penalty "11m" des Eishockey) vllstreckte Schmiedinger, doch Hoffmann hielt den Strafschuß. Bis zum Abpfiff sah es mehr nach Nummer 7 für den KEV als dem Anschlußtreffer des SCR aus. |
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